25.10.2024 - Wiesbaden
Der reale (preisbereinigte) Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im August 2024 gegenüber Juli 2024 kalender- und saisonbereinigt um 14,2 Prozent gestiegen. Mehrere Großaufträge trugen zu diesem Ergebnis bei. Dabei nahm der Auftragseingang im Tiefbau um 8,7 Prozent und im Hochbau um 21,4 Prozent zu. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist der Auftragseingang jedoch um 5,3 Prozent gesunken.
Auftragseingang
im Bauhauptgewerbe, August 2024
+14,2 % zum
Vormonat (real, saison- und kalenderbereinigt)
-5,3 % zum Vorjahresmonat (real, kalenderbereinigt)
-4,8 % zum Vorjahresmonat (nominal)
Umsatz im
Bauhauptgewerbe, August 2024
+0,8 % zum
Vorjahresmonat (real)
+3,3 % zum Vorjahresmonat (nominal)
Im Vergleich zum Vorjahresmonat August 2023, in dem der Höchstwert für einen August seit Beginn der Zeitreihe gemessen wurde, nahm der reale, kalenderbereinigte Auftragseingang um 5,3 % ab. Der nominale (nicht preisbereinigte) Auftragseingang im Bauhauptgewerbe lag 4,8 % unter dem Vorjahresniveau.
In den ersten acht Monaten 2024 sanken die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe im Vergleich zum Vorjahreszeitraum kalender- und preisbereinigt (real) um 0,6 %, während sie nominal um 0,6 % zunahmen.
Der reale Umsatz im Bauhauptgewerbe nahm im August 2024 gegenüber dem Vorjahresmonat um 0,8 % zu. Der nominale Umsatz stieg im gleichen Zeitraum um 3,3 % auf 10,2 Milliarden Euro. Dabei sank der Umsatz im Hochbau real um 5,6 % (nominal: -3,9 %), während er im Tiefbau um 7,9 % anstieg (nominal: +10,9 %).
In den ersten acht Monaten 2024 sanken die Umsätze im Vergleich zum Vorjahreszeitraum preisbereinigt um 1,1 %, nominal nahmen sie um 0,3 % zu.
Die Zahl der im Bauhauptgewerbe tätigen Personen nahm im August 2024 gegenüber dem Vorjahresmonat um 0,7 % ab.
Quelle: DESTATIS | Statistisches Bundesamt, Foto: Sina Ettmer / AdobeStock, Grafik: Destatis
Auftragseingänge im Wohnungsbau gehen weiter zurück: „Die Wohnungsbaukrise darf nicht zum Normalzustand werden“
Die am 25.10.2024 vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Zahlen zu den Auftragseingängen im Bauhauptgewerbe August 2024 kommentiert Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe:
„Wir haben die Talsohle im Wohnungsbau leider noch immer nicht durchschritten. Bis zum August 2024 sind die Auftragseingänge im Wohnungsbau gegenüber dem Vorjahr real um gut 6 Prozent gesunken, gegenüber dem Jahr 2022 sind es real fast 30 Prozent weniger. Dieser Rückgang ist das traurige Resultat der seit über zwei Jahren sinkenden Baugenehmigungszahlen. Allein in diesem Jahr fehlen uns bis August gegenüber den Vergleichsjahren 2020-2022 fast 100.000 Wohnungen. Da müssen wir mit starken Impulsen gegensteuern. Diese Wohnungsbaukrise darf nicht zum Normalzustand werden. Die Folgen wiegen einfach zu schwer, denn sie sind nicht nur eine Katastrophe für den Wohnungsmarkt und die vielen Menschen, die auf Wohnungssuche sind. Der Rückgang von 30 Prozent bei den Auftragseingängen bedeutet auch eine Unterauslastung der Kapazitäten, die von den Bauunternehmen in den Vorjahren geschaffen worden sind.
Nach der aktuellen Ifo-Konjunkturumfrage liegt die Auftragsreichweite im Wohnungsbau noch bei 3,2 Monaten, im August 2022 lag sie noch bei 5,7 Monaten. Trotz vieler Maßnahmen der Bundesregierung bleiben Investitionen in Wohnimmobilien in erheblichem Umfang aus, weil die Impulse aus Berlin zu schwach sind. Positiv sehen wir die nun mit dem Gebäudetyp E in den Ländern angestoßene Diskussion zur Entschlackung der Landesbauordnungen. Nicht jede Wohnung braucht alle erdenklichen Ausstattungen und Komfort. Dies hilft, Baukosten zu senken.
Deutlich besser verläuft weiter die Nachfrage im Tiefbau, auch wenn wir hier im Vergleich zum August 2023 ein Orderminus verzeichnen. Dies ist im Wesentlichen auf einen Basiseffekt zurückzuführen. Im letzten Jahr waren im August besonders große Projekte zum Stromtrassenausbau an den Markt gekommen. Insgesamt sehen wir im Tiefbau bis zum August aber ein Orderplus von real 2,8 Prozent.“
Nach den Daten des Statistischen Bundesamtes zu den Betrieben des Bauhauptgewerbes mit mehr als 20 Beschäftigten erreicht der Umsatz im Bauhauptgewerbe im August ca. 10,2 Mrd. Euro (+3,3 Prozent), davon entfielen auf den Hochbau ca. 4,9 Mrd. Euro (ca. -4,0 Prozent) und den Tiefbau ca. 5,3 Mrd. Euro (+11 Prozent). Von Januar bis August erreichte der Umsatz ca. 69,4 Mrd. Euro, was knapp über dem Vorjahreswert liegt (+ 0,3 Prozent). Im Hochbau wurden ca. 35,2 Mrd. Euro umgesetzt (ca. -7 Prozent), im Tiefbau ca. 34,2 Mrd. Euro (ca. +9 Prozent).
Quelle: Zentralverband Deutsches Baugewerbe
Kein Lichtblick im August für das Bauhauptgewerbe
„Im August war im Bauhauptgewerbe noch keine wirkliche Trendwende erkennbar. Allerdings darf der Rückgang beim realen Auftragseingang um 5,3 Prozent nicht überbewertet werden, da im August 2023 – bedingt durch mehrere Großaufträge im Tiefbau – ein überproportionales Wachstum von 17,3 Prozent (Höchstwert für einen August seit Beginn der Zeitreihe) verbucht wurde. Gegenüber dem Vormonat3 Juli 2024 wurde allerdings ein Auftragsplus von 14,2 Prozent ausgewiesen. Insofern stellt der aktuelle Wert eine gewisse Normalisierung dar.“ Mit diesen Worten kommentiert der Hauptgeschäftsführer der BAUINDUSTRIE, Tim-Oliver Müller, die aktuellen Konjunkturindikatoren für das Bauhauptgewerbe.
Demnach hat das Statistische Bundesamt für die ersten acht Monate einen minimalen Rückgang der Auftragseingänge1,2 von real 0,6 Prozent gemeldet. Nach wie vor zeigt der Wohnungsbau eine schwache Entwicklung (August 2024 / August 2023: minus 2,9 Prozent, Januar bis August: minus 5,8 Prozent). Müller: „Die Zementierung der Wohnungsnot wird somit festgeschrieben“. Getragen werde die Entwicklung noch vom Tiefbau, wo der Auftragseingang von Januar bis August real um 2,8 Prozent zugenommen habe, während im gesamten Hochbau ein Rückgang von 4,5 Prozent hingenommen werden musste.
Diese Entwicklung habe bislang nicht ausgereicht, um dem realen Umsatz im Bauhauptgewerbe in die schwarzen Zahlen zu verhelfen. Für den August wurde ein reales Minus von 0,8 Prozent ausgewiesen, für die ersten acht Monate noch ein Minus von 1,1 Prozent, das weiterhin vor allem auf dem schwachen Wohnungsbau beruhe: Für diese Sparte hätten die Bauunternehmen für den August einen weiteren Umsatzeinbruch von real 12,7 Prozent gemeldet (Januar bis August: minus 12,3 Prozent).
Dies schlage sich mittlerweile auch in der Beschäftigung nieder. In den ersten acht Monaten sei die Zahl1 der Beschäftigten leicht um 0,4 Prozent zurückgegangen. „Wir benötigen dringend eine Trendwende bei Nachfrage und Produktion. Wenn sich der Rückgang weiter fortsetzt, werden die in den Vorjahren aufgebauten Personalkapazitäten zumindest teilweise verloren gehen,“ so Müller.
Alle Angaben und Berechnungen beruhen auf Daten des Statistischen Bundesamtes, des ifo Instituts und des DIHK.
1 Baubetriebe mit 20 und
mehr Beschäftigten | 2 kalenderbereinigt | 3 saison-,
kalender- und preisbereinigt
Quelle:
Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.
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